Gefühlvolle Kinderseelen sind leicht verletzbar

Kindliche Gefühlsträger

Kinder sind wertneutral, offen und freuen sich über jede Lebensgeste, die sie positiv und vor allem entwicklungsfördernd willkommen heißt.

Eine positive Lebensbejahung kann sich durch ungelöste Probleme des Umfeldes sehr schnell verdunkeln und in belastende Problemzonen entwickeln.

Natürlich möchte kein Vater und keine Mutter, dass dies passiert und doch kann dies schneller passieren, als es uns lieb ist.

Kinder, die instinktiv gelebte Muster ihrer Eltern wertneutral übernehmen, sind nicht in der Lage zu reflektieren, ob das, was sie wahrnehmen, auch wirklich wahrhaftig ihrer Persönlichkeit entsprechend und tatsächlich so ist.

Nicht jedes ausgesprochene Wort, nicht jede eindeutige Geste und vor allem nicht jede Handlung und auch Nicht-Handlung zeigt dem Kind, welchen Weg die Eltern bewusst

oder auch unbewusst einschlagen.

Gerade unausgesprochene Worte, Emotionen sind für Kinder nicht einfach zu ignorieren, da sie viel mehr wahrnehmen, als den Erwachsenen lieb ist.

 

Wenn wir einem kleinen Kind sagen: „Bitte lass die Tasse stehen, sonst kippt sie um“, wird das Kind auf unsere Worte, aber auch auf unsere innerlich gesteuerten Bilder einer umgekippten Tasse reagieren.

Es wird sich unbewusst unserem Impuls wunschgemäß anpassen.

Kinder wollen unter allen Umständen gefallen und geliebt werden.

So wäre es sogar möglich, dass das Kind auf unsere ausgesandten Bilder der umgekippten Tasse mehr reagiert und entsprechend unbewusst ausübend handelt.

Schwupps liegt die Tasse mitsamt Inhalt auf dem Küchenboden verteilt.

Sollten wir dann wütend reagieren, wird das Kind unsicher nicht wissen, was es wirklich falsch gemacht hat.

 

Wir sollten bedenken, dass kleine Kinder sehr sensitiv sind und auf vielerlei Aspekte reagieren.

Sie brauchen klare Perspektiven und Sichtweisen, um zu verstehen, was wir von ihnen wollen.

Je deutlicher unsere Worte, gepaart mit klaren Ansagen und innerlich platzierten Bildern sind, desto besser wird es unseren Kindern gehen.

 

Lügen wir unsere Kinder jedoch an und sei es nur aus einer Art Schonhaltung heraus, dann werden unsere Kinder dies wissen und lernend übernehmen, dass man Gefühle grundsätzlich verschweigen und das Umfeld belügen muss.

Sollte dieses Muster im Laufe des Lebens nicht aufgelöst werden, werden wir uns immer mehr in Strickmustern der Selbstlüge gefangen fühlen.

Wir haben dann die unbewusst freie Wahl dieses Muster über eine eigene selbstverletzende Haltung gegenüber uns selbst oder auch in Kombination mit unserem Umfeld auszuleben. Nicht selten ziehen wir in so einem Fall Menschen/Partner an, die uns offensichtlich belügen, doch wir tun so, als würden wir dies nicht mitbekommen.

Viele traurige Facetten der Lebenslügen werden dann unseren eigenen Lebensweg pflastern und dies zumeist solange, bis wir endlich bereit sind, für uns zu sorgen und uns von unliebsam geprägten Mustern aus unserer Kindheit zu befreien.

Anhand dieses kleinen Beispiels erkennen wir, welche Auswirkungen solche Verhaltensmuster, geprägt aus der Kindheit haben können.

Durch die Feinfühligkeit von Kindern werden kleine ungelöste Probleme übergroß und erschweren die Entwicklung.

Schon im Mutterleib spürt das Kind, welche Probleme die Mutter in sich trägt und neigt dazu, diese auf sich selbst projizierend zu übertragen.

Doch Kinder sind wiederum absolut lernfähig, so dass Eltern ihren Zöglingen zügig beibringen können, dass Probleme lösbar sind.

Schattenbereiche, die sich auf dem Lebensweg befinden, sollten grundsätzlich motivierend angepackt werden.

Verantwortungsvoll sollte man dafür sorgen, dass neue Perspektiven der Loslösung erlangt werden können.

Je verantwortungsvoller Erwachsene mit ihrem Lebenswerk umgehen, desto einfacher wird das Leben zu gestalten sein.

 

 

Handlungsfähige Lösungswege 

Auch wenn manche Lösungswege, durch die erlebte Kindheit länger brauchen, bis man seine Persönlichkeit von übernommenen Mustern entwirrt hat, so gibt der uneingeschränkte Blick auf die Freiheit, die passende Motivation, Themen grundsätzlich anzupacken, um weiterzukommen.

Je freier und offener wir unser Leben gestalten, desto mehr erfahren unsere Kinder, wie man das Leben mit all seinen Aufgaben produktiv lösen kann.

Kinder kopieren die Vorgaben, die sie von ihren Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen vorgelebt und geschenkt bekommen.

Eltern sollten nach Möglichkeit planungsvoll die Wege diszipliniert einhalten, die sie für richtig halten, damit ihre Kinder sich in der vorgegebenen Richtungsweise wohl, sicher und auch geborgen fühlen können.

Planlose und stimmungsschwankende Bezugspersonen sind für Kinder ein Gräuel, da sie keine Orientierung geben.

 

Natürlich machen wir im Laufe unseres Lebens auch Fehler.

Wir sind Menschen und keiner ist unfehlbar.

Aber auch wenn uns das Leben Themen vorgibt, die es zu lösen gilt, die nicht gerade

einfach zu meistern sind, werden wir schwer zu durchlebende Zeiten vor den Kinder unsere Kinder nicht komplett verbergen können.

Unsere Kinder lernen von uns, wie wir unser Leben meistern und das wiederum hilft ihnen in ihrem eigenen Leben.

 

Es gibt häufiger Lebenssituationen, die unumgänglich auch Kinder in Mitleidenschaft ziehen werden.

Dies ist natürlich nicht beabsichtigt, aber in solch einer Situation unumgänglich.

Doch Kinder sollten fürsorglich aufgefangen werden und wenn die Eltern dazu nicht in der Lage sein können, aus welchen Gründen auch immer, dann sollten nach Möglichkeit Personen aus dem nahen Umfeld dafür Sorge tragen, verantwortungsvoll und liebevoll übernehmen.

 

Jedes Kind wird durch die Kindheit Prägungen erfahren, dies ist gewollt und auch unumgänglich.

Wir können kein Kind in Watte packen und darauf warten, dass es ohne Prägungen groß wird.

Kinder brauchen Muster, um sich auf ihr Leben vorzubereiten und je mehr sie von ihrem nahen Umfeld gelernt haben, dass das Leben schön ist und Aufgaben zu meistern sind, desto besser wird es ihnen in ihrem eigenen Leben gehen.

Je klarer die Sicht, desto besser das Leben.

 

Quelle: Sabine Guhr-Biermann